Dürsrütiwald
»Plötzlich diese Bäume, himmelhoch, Säulen aus Holz wie gotische Stützpfeiler einer Kathedrale.« Das schrieb ich in meinem 1995 publizierten Führer »Wanderungen in Kalifornien« in der Einleitung zu Tour »Sörenberg – Brienzer Rothorn«, die den Humboldt Redwoods State Park mit seinen bis zu 115 Meter hohen Küstenmammutbäumen vorstellt. Nun, ganz so hoch wie die Sequoia sempervirens an der Pazifikküste wächst die Abies alba im Emmental nicht. Die strebsamsten Tannen im Dürsrüti-Reservat nordwestlich von Langnau werden gut 50 Meter hoch. Nummer 165 war 1997 54,2 Meter hoch, bis sie zwei Jahre später im Lothar-Sturm von 1999 ein Gipfelstück von rund zehn Metern verlor; seither wachsen zwei Äste als neue Wipfel in die Höhe. Der Stamm dieses 350 Jahre alten Baumes hat einen Umfang von knapp fünf Metern. Eine Fichte im Dürsrütiwald gipfelt heute bei rund 54 Metern. Doch das wirklich Eindrückliche ist ja nicht ein einzelner hoher Baum, sondern all diese Nadelbäume zusammen, ein ganzer Wald mit schlanken, säulengleichen Stämmen. Wofür sie auch noch taugen, sehen wir dann ganz am Schluss der Wanderung in Zollbrück: Die Sägerei Brand Reber erwirtschaftet mehr als 15 Prozent ihres Umsatzes in Japan – mit Weißtanne. Das Inselvolk im Pazifik verwendet dieses im Emmental so gut wachsende Holz als Plättchen für Fisch oder als Brettchen mit eingeschriebenen Grußbotschaften.
Vom Bahnhof Langnau auf der Wanderroute durchs Dorf bis zum Friedhof in Kehr am Eingang in den Ober Frittenbachgraben. Die Straße zu den Dürsrüti-Höfen lässt sich auf einem Waldweg abkürzen, dann müssen wir mit ihr Vorlieb nehmen bis zum Dürsrütiwald – in der kalten Jahreszeit kann bei günstigen Verhältnissen direkt über die Weide nach Mitteldürsrüti, 843 m, aufgestiegen werden. Oberhalb dieses Hofes kommt man zum Waldrand und folgt ihm und der Straße bis zu einer Bank rechter Hand. Hier hinein in den Wald und auf einem unmarkierten Weg nordwärts ansteigen, über Punkt 922 m hinweg zu einem Platz, wo von links der Fahrweg und die Wanderroute heraufkommen. Geradeaus weiter kommen wir in Kürze zur einstmals höchsten Weißtanne (links vom Fahrweg). Zwei Infotafeln erklären die Besonderheit des Dürsrütiwaldes und seiner Nadelbäume. Wir bleiben für die nächsten 500 Meter auf dem Fahrweg, bis er links an einer Kuppe (P. 931), vorbeiziehen will; wir aber überschreiten diese auf einem Pfad und
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geboren 1954, Historiker und freier Journalist, Herausgeber von Monografien zu herausragenden Schweizer Gipfeln sowie Verfasser mehrerer Wander-, Skitouren- und Radführer für die Gebiete Berner Oberland, Tessin, Graubünden, Freiburger und Waadtländer Alpen, Genfersee, Côte d’Azur und Kalifornien. Er lebt in Bern.
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